Basquiats Selbstporträts
"All art is self-portraiture." (Kehinde Wiley) Die vorliegende Publikation auf hochwertigem Papier widmet sich erstmals und exklusiv den Selbstporträts in Basquiats Œuvre, eines der großen Themen der Kunstgeschichte. Von wohl mehr als 1'000 Werken sind etwa 50 Selbstdarstellungen auszumachen, mit denen sich die sieben Kunstkenner auseinandersetzen.
Gegen-Narrative und -Argumente
"A lot of them are self-portraits and some of them are just... you know, my Friends and stuff." (Basquiat über sein Werk) Abgesehen von den 60 expliziten Selbstdarstellungen können aber auch einige Abbildungen afroamerikanischer Männer als versteckte Wiedergabe seines Selbst verstanden werden, wie in vorliegendem Werk näher dargelegt und untersucht wird. Mit einigen dieser von ihm dargestellten Helden, Heiligen und Märtyrern identifizierte sich Basquiat. Denn es geht nicht nur um Antirassismus in seinem Werk, sondern auch um so große Themen wie Identität, Diskriminierung und Vorurteile bis hin zu Kapitalismus, Markt und Unterdrückung. Das Thema Selbstporträt war in den Achtzigern noch nicht so übersaturiert wie heutzutage, wo der Selfie-Trend und Selbstdarstellung in Social Media zu einer manischen Sucht der Allgemeinheit ausgeartet ist. Auf das Werk Basquiats bezogen formuliert Nicholas Cullinan, der Direktor der National Portrait Gallery das Credo der Selbstporträts in der Kunstgeschichte so: "The Artist offers us Fragments of his Biograph, of his self, that we must piece together to fully grasp the intended self-portraits. (...) What sets Basquiat's self-portraiture apart from others is that within each work the manifold glyphs, marks, symbols, and words animate the narrative, complicate it, provide counter-narratives and arguments".
To self or not to
Liz Rideal erzählt die Geschichte der Selfporträts in ihrem Beitrag und kommt unter dem Subtitel "Branding the Self: The Self as Brand" näher auf Basquiats Selbstporträts zu sprechen, die sich vor allem mittels seiner Haare brandeten, also als Stempel der eigenen Individualität abstrahierten. Auch seine immer wieder verwundeten "skulls" (Totenköpfe) rekurrieren auf Vorbilder in der Kunstgeschichte, man erinnere sich nur an Arnold Böcklin (Selbstporträt mit fiedelndem Tod, 1872). "Basquiat utilizes skulls in repetition, like his mop of hair, as a Kind of Mantra-signature. The skulls vaguely signify the eventualitiy of death, however these references morph into his own trademark, much as Warhol's Marilyn came to a stand in for Warhol the artist. Self becomes the style." Alle Künstler würden ihre eigenen charakteristischen Codes für Selbstporträts verwenden und Haar und Skull seien zwei von Basquiats wie die Marilyn für Warhol. (Das impliziert, dass auch Porträts anderer Menschen immer zu einem Teil Selbstporträts sind, da man gewisse Sujets überbetont, andere vernachlässigt.) Man möchte an dieser Stelle nicht auf das Shakespeare Zitat "To be or not to be" verzichten, das bei Hamlets Monolog ebenfalls einen Totenkopf verwendete, um den Zusammenhang zwischen Selbsterkenntnis und Tod eindrucksvoll zu illustrieren.
"It's about 80% anger"
Sehr oft würden natürlich biographische Erfahrungen in die Selbstdarstellung miteinfließen, wofür vor allem Frida Kahlo berühmt war, die ihren Unfall in ihrer Kunst verarbeitete. Ähnlich kann auch Basquiats Autounfall als kleiner Junge stilbildend für seine späteren Selbstporträts und natürlich auch sein restliches Werk verstanden werden. Den durch den Unfall verursachten Krankenhausaufenthalt, bei dem ihm die Milz entfernt werden musste, nutzte Basquiat nämlich zum Studium des amerikanischen Anatomiebuches "Gray's Anatomy". Dieter Buchhart zeigt auf, dass das Porträt Aaron I als Selfporträt gelesen werden kann, da es auch den Übergang von Samo zu Aaron und schließlich J/MB - den drei künstlerischen Alter Egos - symbolisiert so wie "Umtitelnd (Senf-Portrait - The King) wortwörtlich auf seine Dualität Bezug nimmt. (Basquiat benutzte auch gerne eine abstrahierte Krone - eine "Crown of Throns"? - über seinen Porträts.)
Ein Interview mit Basquiats Kurator Bruno Bischofberger, großformatige Bilder und Foto-Porträts sowie ein Chronologie im Anhang runden das vorliegende Werk ab, das sich vor allem durch seinen Fokus und die hochwertige Produktion von vielen anderen Publikationen über diesen wohl modernsten Künstler der Postmoderne unterscheidet.
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