Wolf Biermann: Barbara

Liebe und Politik

"Barbara" – der Titel dieser Liebesnovellen-Sammlung – steht als Synonym für jene Lieben, die unerfüllt bleiben und deswegen wohl am längsten und verklärtesten in Erinnerung bleiben. In "Die beißwütige Barbara" erzählt Biermann von der Leidenschaft einer Nacht, die im Morgengrauen nicht versiegt, sondern sich in die Ewigkeit einschreibt und damit zum Ideal einer unerfüllten Liebe wird, da sie ohne den langweiligen Alltag auskommt und für immer unerfüllt bleibt. Dennoch hat Wolf Biermann – der "Wolf" im Schafspelz, zumindest was seine vielen Frauenabenteuer betrifft – die vorliegenden 18 Erzählungen seiner Frau Pamela gewidmet, denn "ohne die Poesie mit Pamela gelänge mir keine Prosa". Auch ein Wolf wird eben mal gezähmt.

Politik der Gefühle

Aber natürlich geht es in Biermanns "Liebesnovellen" nicht nur um die Liebe, sondern - wie man es von dem deutschen Liedermacher und Poeten nicht anders erwartet - auch viel um Politik, die Politik der Gefühle. Auch Biermann benutzt eine Reuse, wenn er seine Geschichten wie ein Netz auswirft und dazwischen einige seiner Lieder und Gedichte schmuggelt. Er erzählt von seiner freiwilligen Exilierung in die DDR und seiner Ausbürgerung aus derselben genauso wie von seiner ersten - und einzigen - Ohrfeige seiner Mutter oder der Ex-Geliebten Brechts, Ruth Berlau. Biermanns eigene Familiengeschichte wird genauso thematisiert wie die deutsche Schuld, die Biermann in einer zynisch-sarkastischen Geschichte voll beißenden jüdischen Humors anhand einer Eisenbahnschwelle aufarbeitet. Schon im Titel der Geschichte "Die Verhaftung der Schuldigen" kommt dies treffend zum Ausdruck.

Starke Frauen, schwache Männer

Ein Mann, der sich für Rembrandt hält oder ein Ostberliner Stricher, dessen Frau Monika ihm das Brotmesser in den Rücken rammt sowie seine Liebe zu seiner zerbrechlichen Geigen-Gitarre werden ebenso thematisiert wie ein Erlebnis Biermanns Freund mit dem Schauspieler Manfred Krug, das im doppelten Sinn schlagfertig war. Er begegnet Miriam Makeba oder Oma Meume, dem Kohlen-Otto und Raubtieren in der Manege. Wolf Biermann, der Mann, der nach Stalins Tod allein gegen den Strom von Westen nach Osten ging, kann Prosa. Seine Geschichten sind witzig und rührselig, mal laut und mal leise, kurios, zärtlich und rabiat und doch voller Tatendrang und Aufklärung. Der Aufklärung über ein besseres Leben. Eines mit Humor.

Barbara
Barbara
Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten
288 Seiten, gebunden
Ullstein 2019
EAN 978-3550200250

Nachhaltige Geldanlagen verstehen

Ein guter Überblick über die Produkte, Konzepte, Methoden und die regulatorischen Rahmenbedingungen nachhaltiger Geldanlagen.

Impact Investing

Spannungsvolle Geschichte einer Zeitung und Region

Eine umfassende und spannende Monografie über die politisch und geschichtlich für Basel bedeutsame "Basellandschaftliche Zeitung".

Das Blatt der Patrioten

Kritik der Gender-Theorie

Abigail Favale setzt sich autobiographisch, substanziell kritisch und energisch mit den Prämissen, Meinungen und Dogmen der Befürworter der Gender-Theorie auseinander.

Die geleugnete Natur

Ein außergewöhnlicher Comic mit einer komplizierten Liebesgeschichte

Ein Denkmal für die Liebe in futuristisch-fantastischen Zeichnungen.

Asphalt Blues

Orientierungslos

Eine Schriftstellerin im Exil strandet auf einer Reise in einer fremden Stadt und nimmt diese Situation zum Anlass, ihr ganzes Leben über den Haufen zu werfen und den Schritt ins Unbekannte zu wagen.

Der Absprung

Prächtig ausgestattetes Historien-Epos

King's Land beruht auf historischen Vorlagen und ist wie ein Western inszeniert, obwohl es um Landgewinnung in Dänemark geht ...

King's Land