Andy Warhol, eingefangen von Steve Schapiro
Mit einer kleinen Sensation wartet der Taschen-Verlag mit dieser Publikation auf: Steve Schapiro sollte 1965 für das Magazin Life Andy Warhol fotografisch begleiten, was er auch bis 1966 tat. Allerdings ist seine Story nie in Life erschienen. Viele seiner Aufnahmen in diesem Band werden zum ersten Mal veröffentlicht. Seine Negative, die bis dahin in den Tiefen seines Archivs schlummerten, wurden sorgsam eingescannt. Sie waren erst nach seinem Tod (1922) aufgetaucht. "Warhol only plays dumb", soll sein Mäzen und Entdecker Henry Geldzahler über ihn gesagt haben, er sei im Gegenteil ganz "incredibly analytical, intellectual, and perceptive". Auch der Steve Schapiro konnte sich davon überzeugen, als er ihn 1965/66 bei gleich mehreren Gelegenheiten ablichtete. Schapiro war es auch, der den Look Warhols im gestreiften Matrosenshirt ikonisierte. Pop-Art war vielleicht doch mehr als "just comedy in art", so ein Fan.
Der New Yorker Künstler und seine Factory-Produktion
Allein die Kooperation zwischen den Velvet Underground und Andy Warhol ist schon legendär. Dem trägt auch das Albumcover dieser Publikation des Taschen-Verlages Rechnung. Vorne der bunte Andy mit seinen Pop-Art-Kühen im Hintergrund, auf der Rückseite aber die dunkle Seite der Pop-Art: Alle VU Mitglieder in S/W, mit dunklen Sonnenbrillen und grimmigem Blick. Zwei Seiten der Sechziger? Seine Ausstellungen waren wie Rockkonzerte, erzählt Steve Schapiro. Auch ganz ohne Velvet Underground waren es wahre Performances, die so viele Leute anlockten, dass es stets rammelvoll wurde in seiner Factory genannten Fabrikloft, wo Kunst wie am Fließband produziert wurde und Andy der unumstrittene Fabrikherr war. Steve Schapiro dokumentiert in vorliegender Publikation im Großformat nicht nur den Aufstieg Andy Warhols vom kultigen New Yorker Popkünstler zur Ikone des 20. Jahrhunderts. Seine mehr als 120 Bilder zeigen den legendären Fotojournalisten Warhol auf der Höhe seiner Kreativität und Strahlkraft, aber auch die ikonischen Bilder von MM, Liz, Elvis, Jackie, Cagney, Lugosi und auch Alltagsgegenständen wie Brillo Waschpulver, Heinz Ketchup oder Campbell's Soup sowie Kellog's Cornflakes, Kühen und Silver Clouds aus Plastik, die damals noch mit Helium gefüllt wurden. 1966 hatte Andy nämlich Skulpturen entdeckt, da er das Malen zunehmend hasste: "Painting was just a phase that I went through. But I'm doing some floating sculpture now: silver rectangles that I blow up and float." (1966 in einem Interview)
Andy Warhols Factory Entourage zwischen Ost und West
Aber auch die Schauspielerin Edie Sedgwick - "who was at the time referred to as his girlfriend" - begleitet ihn auf mehr als 100 Partys Mitte der 60er, bis sie tragischerweise mit 28 (1972) an einer Überdosis starb. Poor little Rich Girl (so ein Filmtitel von ihr) hatte in den US den Miniskirt populär gemacht. Ebenfalls zur klassischen Besetzung und damit zu Andys Entourage zählten Mary "Might" Woronov und Gerard Malanga. Die beiden machten bei Konzerten der VU eine Pseudo-S&M-Show mit einem Whip Dance als Höhepunkt. Sie flogen mit Andy und der Band nach L.A., um die dortige Szene aufzumischen. Mit dabei war auch Christa Päffgen, besser bekannt als "Nico", die auf dem Bananenalbum der VU eine federführende Rolle spielte und natürlich auch Andys Silver Clouds, bei deren Heliumbefüllung gerne alle Anwesenden mithalfen. Die Ferus Gallery in L.A. spielte eine große Rolle für die Reputation Warhols an der Westküste und sorgte für einen nachhaltigen Ruf der Factory im Westen des Landes. Das letzte Kapitel wird von einem Konzert der VU im "Trip" bestritten. Das Trip war ein "shrine of Pop culture" auf dem 8572 Sunset Strip in L.A. unweit Warhols "Castle". Schapiro fotografierte vor und nach dem Konzert, Warhol filmte und dabei entstand ganz nebenbei auch der Kurzfilm Exploding Plastic Inevitable.
Im Anhang befindet sich ein Register mit Biografien von Warhols damaliger Entourage. Ein herrlicher Ausflug in ein Jahrzehnt, in dem noch alles möglich erschien. Zu sehen sind unter anderem Before and After, 4, 1962, Colored Campbell’s Soup Can, 1965, S&H Green Stamps, 1965, One Dollar Bills (Fronts), 1962, 100 Cans, 1962, Flowers, 1965, Shot Red Marilyn, 1964, Elvis I and II [Elvis Diptych] [Ferus Type], 1963–64, Green Disaster # 2 (Green Disaster Ten Times), 1963 und White Disaster (White Car Crash 19 Times), 1963. Die Textbeiträge umfassen ein Interview mit dem Anfang 2022 verstorbenen Steve Schapiro sowie einen Essay und ausführliche Bildunterschriften aus der Feder des offiziellen Warhol-Biografen Blake Gopnik.

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