Eine gelebte Utopie
Östlich von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá liegt eine weite, tropische Hochebene: Los Llanos. In den Siebzigerjahren machen sich Wissenschaftler und andere an Alternativen interessierte Menschen in dieser kargen, vom Drogenkrieg gepeinigten Gegend an die Umsetzung einer Utopie: Sie wollen ein Dorf schaffen, "das sich aus eigener Kraft komplett selbst versorgt, erneuerbare Energien gewinnt, Wasser aufbereitet, Wald aufforstet, Getreide anbaut und keinerlei Hilfe von aussen akzeptiert. Bis heute steht der Name weltweit für nachhaltige Entwicklung: Gaviotas."
Der Journalist und Professor für internationalen Journalismus an der Universität von Arizona, Alan Weisman, hat die Geschichte dieses Dorfes aufgezeichnet. Herausgekommen ist ein äusserst informatives (guter nordamerikanischer Journalismus zeichnet sich unter anderem durch ungeheuere Detailgenauigkeit aus) Buch, das aufklärt und Mut macht.
Doch wieso sucht man sich für die Schaffung einer 'topia' - Gaviotas sei keine Utopie, meinte Paolo Lugari, der Gründer von Gaviotas, denn die Vorsilbe 'u' bedeute im Griechischen 'kein' und somit heisse 'utopia' wörtlich 'kein Ort'. Gaviotas aber sei real und solle deshalb 'topia' genannt werden - eine derart unwirtlich Gegend wie Los Llanos? In den Worten von Paolo Lugari: "Soziale Experimente werden immer an den einfachsten, fruchtbarsten Orten durchgeführt. Wie wählten hierfür den schwierigsten Ort, denn wir gingen davon aus, wenn wir es hier schaffen, würde es überall möglich sein."
Ganz zu Beginn von Weismans "Gaviotas" findet sich diese schöne Geschichte:
Im Jahre 1962 vergab die Interamerikanische Entwicklungsbank, ein neu geschaffener Ableger der Weltbank, Gelder an ganz unterschiedliche Projekte. Ihre Aufgabe war, "einen kriegsmüden Planeten zusammenzuflicken, indem sie abgelegene Regionen mit Geld versorgten, deren Bewohner bis dahin oft gar nicht gewusst hatten, dass sie es benötigten." Im Rahmen einer Projektstudie für ein Wasserkraftwerk besuchte eine Delegation ein winziges Dorf auf dem Altiplano nahe Boliviens Titicacasee und stellte nach der Ortsbesichtigung fest, dass sie noch nicht ihr gesamtes Reisebudget aufgebraucht hatte und so wurden die Stammeshäuptlinge gefragt, ob es ein Projekt gäbe, das der Unterstützung bedürfe. Die Häuptlinge berieten sich und eröffneten dann der Delegation, dass sie neue Musikinstrumente für ihre Musikkapelle bräuchten.
"'Vielleicht', erwiderte der Sprecher des Bankteams, 'haben Sie uns nicht richtig verstanden. Was Sie brauchen sind Dinge wie Elektrizität, fliessendes Wasser, Abwasserkanäle, Telefon und Telegraf.' Doch die Indianer hatten voll und ganz verstanden, worum es ging. 'In unserem Dorf', erklärte der Älteste, 'spielt jeder ein Musikinstrument. Am Sonntag nach der Messe versammeln wir uns alle zur la retreta, einem Konzert auf dem Platz vor der Kirche. Zuerst musizieren wir zusammen. Danach sprechen wir über Probleme in unserer Gemeinde und darüber, wie wir sie lösen können. Aber unsere Instrumente sind alt und fallen auseinander. Ohne Musik werden auch wir auseinanderfallen.'

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