Istanbuler Andenken
Sieben Nächte, sieben Opfer - auf den sieben Hügeln des historischen Teil Istanbuls wird eine Serie mysteriöser Morde verübt. Die Art des Tötens erinnert an das Schlachten von Opfertieren: Den Ermordeten wurde die Kehle durchgeschnitten, man ließ sie verbluten.
Nacht für Nacht findet die Polizei an einem berühmten Ort, z.B. neben der Hagia Sophia oder in der Nähe der Süleymaniye-Moschee, eine neue Leiche, in der Hand hält sie eine antike Münze, die einen Bezug zu dem jeweiligen Fundort herstellt. Die Täter, ein bärtiger Mann und eine Frau im schwarzen Ganzkörperschleier werden mehrfach beobachtet, auch ihr weißer Kleinbus fällt auf, doch weitere Hinweise gibt es nicht. Der ermittelnde Hauptkommissar und sein kleines Team, bestehend aus einem Kommissar und einer Kriminologin, tappen hilflos im Dunkeln.
Bald stellt sich heraus, dass kaum jemand um die Opfer trauert, sind sie doch allesamt Leute, die tief in einem Sumpf aus Korruption und Geldgier stecken, Leute, die das historische Istanbul hemmungslos zu zerstören bereit sind, um an der Stelle von rücksichtslos abgerissenen Baudenkmälern Nobelhotels und Einkaufszentren zu errichten. In Verdacht gerät eine Gruppe von Aktivisten, die einen aussichtslosen Kampf um die Erhaltung des historischen Istanbuls ausficht. Auch der Gegenspieler der kleinen Aktivistengruppe, ein mächtiger, mafiöser Immobilienhai, macht sich verdächtig.
Etwas konstruiert und auch tragisch ist die Aufklärung der Mordserie, die hier natürlich nicht verraten werden soll.
Soweit ist das Buch ein normaler Krimi, mit seinen 563 Seiten als Urlaubslektüre ein wenig zu dick, aber als Vorbereitung auf eine Reise ans Goldene Horn wärmstens zu empfehlen.
Eigentlich interessant aber ist das Buch, weil der Leser ganz nebenbei sehr viel über die Geschichte Istanbuls erfährt. In der verzweifelten Hoffnung, Hinweise auf die Täter zu finden, informiert sich die Polizei nämlich eingehend zu jedem der historischen Orte - und daran nimmt der Leser teil. In kleine Portionen verpackt, erhält man so einen groben Überblick über die Geschichte Istanbuls, und wenn es den Roman vielleicht eines Tages auf Deutsch gibt - schließlich wurden bereits drei Bücher des Autors übersetzt -, kann man mit ihm im Gepäck die Route der Polizei nachvollziehen und bekommt so neben den wichtigsten Sehenswürdigkeiten auch Eindrücke aus dem Alltagsleben der Menschen wie auf dem Tablett serviert.
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