Akten und ihre Bedeutung für die Geschichtsschreibung
In ihrer preisgekrönten Arbeit geht die Autorin der Debatte um die Archivgutrückgabe nach dem Zweiten Weltkrieg nach.
Kampf um die AktenViel Text und nichts dahinter
Friedrich Merz, der ehemalige Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, präsentiert sein Manifest für die Zukunft. Es lässt sich eigentlich in drei Worten zusammenfassen: Wettbewerb, Wettbewerb, Wettbewerb.
Nur wer sich ändert, wird bestehenStalinismus in der Peripherie der Sowjetunion
Mit seinem Werk über den Stalinismus in der Peripherie der Sowjetunion am Beispiel Aserbaidschans in Transkaukasien widerspricht Baberowski den Erkenntnissen und Auffassungen in der bisherigen russischen bzw. sowjetischen Historiografie.
Der Feind ist überallWieso scheiterte die Weimarer Republik?
Wieso scheiterte die Weimarer Republik und konnten die Nationalsozialisten die Macht ergreifen? Dieser Frage geht Blasius differenziert und auf Basis der bisherigen Forschung nach.
Weimars EndeVon Unterdrückung zu Unterdrückung
Der "Tag der Befreiung" war für viele kein solcher. Im Osten folgte auf das Naziregime die kommunistische Diktatur. Hubertus Knabe lässt Betroffene zu Wort kommen.
Tag der Befreiung?Das Unternehmen Barbarossa war Resultat einer kontinuierlichen Radikalisierung
Mit dem Überfall auf Polen im September 1939 begann das wohl dunkelste Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte. Binnen zwei Jahren drang die deutsche Wehrmacht bis zur Sowjetunion vor, um für das deutsche Volk den "Lebensraum im Osten" zu gewinnen. Terror und zahlreiche Massenmorde waren ein stetes Element der deutschen Kriegführung. Es ist kaum nachvollziehbar, dass es fast keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Kriegführung und Besatzungspolitik in der Sowjetunion gibt. Klaus Jochen Arnold hat sich in seiner Berliner Dissertation diesem Desiderat angenommen. Ob die Wehrmacht im "Unternehmen Barbarossa" einen "planmässigen Vernichtungskrieg" gegen die Zivilbevölkerung, Rotarmisten und Juden führte, Generäle und Soldaten aus eigener Initiative verbrecherisch handelten und welche Umstände die Verwicklung in die verbrecherische Politik förderten, stellen die Leitfragen der Untersuchung dar. Die Ergebnisse sind durchaus überraschend und widersprechen den bisher geltenden Forschungsmeinungen. Die Besatzungspolitik im "Unternehmen Barbarossa" ist demnach nicht die Folge einer a priori ideologischen Motivation, sondern Resultat einer kontinuierlichen Radikalisierung. Klaus Jochen Arnold arbeitet, auf einer enormen Quellenbasis beruhend, heraus, dass sowohl die unerwarteten militärischen Operationen als auch die schlechte Ernährungslage, mangelnder Nachschub, der Partisanenkrieg der Roten Armee und die sowjetische Politik der "verbrannten Erde" diese Radikalisierung beschleunigten. Systematische Vernichtungspläne an der Zivilbevölkerung oder den Rotarmisten gab es ebenso wenig wie Hungerpläne. Für den Autor ist Hitler größtenteils verantwortlich für die sich zuspitzende Lage. Die Differenzen zwischen der Generalität und dem Diktator machen das deutlich. Die Ergebnisse von Klaus Jochen Arnold werden für Aufsehen sorgen. Gerade die noch junge nationalsozialistische Täterforschung hat herausgearbeitet, wie sehr auch die Männer der zweiten und dritten Reihe bis hinunter zum einzelnen Wehrmachtsangehörigen große Mitschuld an den Massenmorden und den Exzessen an der sowjetischen und polnischen Zivilbevölkerung trugen. Gerade die ideologischen, weltanschaulichen Prägungen waren für einen Großteil der Täter Motivation für ihr Handeln. Es bleibt demnach abzuwarten, ob die These von Klaus Jochen Arnold haltbar ist, dass die Befehlshaber des Heeres versuchten, dass Massensterben der Stadtbevölkerungen und der in Gefangenschaft befindlichen Rotarmisten zu verhindern. Der Autor wird sich der Kritik nicht entziehen können, an manchen Stellen zu wenig quellenkritisch gearbeitet zu haben. Nicht wenige überlebende Wehrmachtangehörige, die im "Unternehmen Barbarossa" im Einsatz waren, haben in der Nachkriegszeit in ihren Memoiren fleißig an Mythen und Legenden gestrickt. Von diesen Kritikpunkten einmal abgesehen, wird Arnolds Untersuchung für künftige Forschungen der Besatzungspolitik in der Sowjetunion maßgebend sein.
Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der SowjetunionDas Leben des Napoleon Bonaparte I
Eine empfehlenswerte Biographie über den kleinen Korsen mit schwieriger Kindheit, der es bis zum Kaiser brachte.
NapoleonWie Tabak, Kaffee, Tee und Schokolade zur Selbstverständlichkeit wurden
Genussmittel wie Tabak, Kaffee, Tee oder Schokolade waren lange Zeit der Oberschicht vorbehalten. Heute gehören Sie zum Alltag von allen. Diese Entwicklung zeigt die Autorin auf. Eine sehr leserliche wissenschaftliche Arbeit.
Genuss im kulturellen WandelDer Mensch im historischen Prozess
Auf knapp 200 Textseiten gelingt es Jakob Tanner, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Forschungsstelle Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich und zugleich Mitherausgeber der Zeitschrift "Historische Anthropologie", einen konzisen Einblick in die Entwicklung der historischen Anthropologie zu geben und gleichzeitig neue Forschungen anzuregen. Dabei setzt der Autor vor allem auf methodische Klarheit, gibt seinen Ausführungen also zunächst Definitionen zur Hand: Was ist "Historische Anthropologie" und was vermag sie zu leisten. Demnach ist die Anthropologie "heute also dabei, die Wissenschaft quer durch die Disziplinen hindurch zu infiltrieren" (S. 19). Gerade deshalb ist ein Schneise durch den Dschungel der Forschungen mehr als notwendig. Nachdem umfassend vergangene Forschungsleistungen rekapituliert wurden, allen voran der französischen Denkschule der "Annales", wirft Jakob Tanner den Blick links und rechts der Geschichtswissenschaft: Naturwissenschaftliche Ansätze wie die Neurologie finden ebenso ihre Berechtigung wie der als "symmetrische Anthropologie" typologisierte kybernetische methodische Zugriff. Das sehr hohe intellektuelle Niveau dieser Einführung mag manchen Leser zunächst zweifeln lassen, ob ein Erkenntnisgewinn möglich ist. Lässt man sich jedoch auf dieses hohe reflektorische Niveau ein, können viele neue Perspektiven auf den Menschen im historischen Prozess eröffnet werden. Jakob Tanner schafft den Quantensprung zwischen Geschichte, Soziologie, Kulturwissenschaft, Medizin, Naturwissenschaft und Germanistik. Denjenigen, die sich mit Historischer Anthropologie auseinandersetzen, sei dieses Werk auf Grund seiner intellektuellen Anreize sehr empfohlen.
Historische AnthropologieFamilieninhärentes Unternehmertum
Mit ihrer Bochumer Habilitationsschrift von 2003 legt Carola Groppe, von Hause aus Erziehungswissenschaftlerin, eine äußerst interessante und für die wirtschaftshistorische Forschung gleichsam bedeutende Untersuchung vor. Am Beispiel der Langenberger Seidenfabrikantefamilien Colsman (Bergisches Land), die heute noch in der 8. Generation fortgeführt wird, geht die Autorin der Frage nach, wie Unternehmer "gemacht werden". Carola Groppe konnte auf die umfangreichen, jedoch weit verzeigten, Archivalien der Familie und der Firma zurückgreifen, deren Überlieferungsdichte ein Paradies für jeden Historiker darstellt. Dem Text kommt das später in Form längere und meist spannend zu lesender Zitate zu Gute. Analytisch und methodisch folgt die Autorin folgendem Konzept: Nach einer knappen bildungstheoretischen Einleitung werden die drei Generationen der Familie Colsman, von 1649 bis 1840, als Folie für die Bildungs- und sozialtheoretischen Überlegungen benutzt. Carola Groppe verfolgt dabei stets die gleichen Sozialisationsbedingungen, um die eingangs gestellten Thesen bestätigen zu können: Lebenswelt, Lebensform, Lebensmuster und Kultur, Bildungswege und Protestantische Ethik. Das Fazit: die Unternehmer der Familie Colsman wurden zum Unternehmertum erzogen. Neben der Erziehung der Eltern, spielte vor allem das soziale Milieu, in der die Nachfolger in spe vorbildhafte Lebensmuster erlebten, eine große Rolle. Dass die Unternehmensnachfolge über mehrere Generationen bis heute gesichert ist verdankt die Familie Colsman zudem einem Ausbleiben von intrafamiliären Erbfolgekriegen. Stets bestand ein geeigneter Pool von Nachfolgern. Die Hoffnung auf Weiterführung der Firma ruhte nicht auf einer Person, was am Beispiel Krupps zu erheblichen Problemen führte. Carola Groppe hat eine sehr detaillierte, anspruchsvolle und bisweilen spannende Arbeit vorgelegt, die nicht nur inhaltlich bemerkenswert erscheint, sondern durch die Interdisziplinarität sowohl für die historische- als auch erziehungswissenschaftliche Forschung ein Gewinn ist. Einzig die mangelnde Auseinandersetzung mit der Terminologie lässt negative Kritik notwendig werden: So geht die Autorin nicht auf die in der wirtschaftshistorischen Forschung entflammte Debatte, wie sich Wirtschaftsbürgertum definiert bzw. wann man von Wirtschaftsbürgern anstatt von Unternehmern sprechen kann, ein. Den Wert der vorliegenden Arbeit schmälert das aber nur geringfügig. Man darf auf den zweiten Band, der den Zeitraum von 1840 bis 1922 abdeckt, gespannt sein und hoffen, dass ein baldiges Erscheinen naht.
Der Geist des UnternehmertumsDie Vertreibung der Deutschen: höchste Zeit für eine Gedenkstätte?
Soll mit einer Gedenkstätte an die Vertreibung und Flucht der Deutschen aus dem Osten Europas im Zweiten Weltkrieg erinnert werden? Nein, sagt Micha Brumlik und begründet seine Meinung.
Wer Sturm sätDie Rolle des NSKK im Zweiten Weltkrieg
Eine grundsolide Studie, die für künftige Auseinandersetzungen mit der Motorisierung im NS-Staat unentbehrlich ist.
Motorisierung und "Volksgemeinschaft"