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Johannes Rüegg-Stürm, Stefan Sander: Controlling für Manager

Controlling-Know-how für die Praxis

Die vorliegende neueste Auflage dieses Standardwerks ist zum richtigen Zeitpunkt herausgekommen. In einer Krise wie im Falle der Corona-Pandemie, in der Hunderttausende Unternehmen ums Überleben kämpfen und sich schwierigen Herausforderungen gegenübersehen, sind die Kompetenzen der Controller und deren Instrumente bzw. Techniken mehr denn je gefragt. In einer solchen Situation ist es für Führungskräfte, welche in leitenden Positionen tätig sind, aber selbst keine betriebswirtschaftliche Ausbildung haben, weil sie etwa ein ingenieur- oder naturwissenschaftliches Studium absolvierten, besonders wichtig, ihre Kompetenzen auf dem Controlling-Gebiet zu ergänzen bzw. zu aktualisieren, um als Business Partner auf Augenhöhe mit den Controllern wahrgenommen zu werden und mit diesen effektiv zusammenarbeiten zu können. 

Das Lehrbuch verfolgt den Zweck, "die wichtigsten Grundlagen und Zusammenhänge eines führungsorientierten Controllings zu vermitteln, gewissermaßen die «Basics of Controlling for Non-Financials». Besonderes Gewicht wird auf eine möglichst ballastfreie Integration von zentralen Grundkenntnissen im Bereich von Rechnungswesen und Controlling gelegt." Entsprechend dieser Ausrichtung befassen sich die fünf Module dieses Werks mit den folgenden Schwerpunkten:

Modul 1 Zweck und Inhalt des Controllings: Trotz der stürmischen Aufwärtsentwicklung, die das Controlling in den letzten Jahren in Praxis und Wissenschaft genommen hat, besteht auch heute noch eine Vielzahl von Interpretationen, was genau als Controlling bezeichnet wird und womit sich Controller bzw. Controllership befassen. Controlling wird von den beiden Autoren "als dauernder Prozess verstanden, der aus einem stets wiederkehrenden Zusammenspiel der Kernaktivitäten Planung und Feinsteuerung besteht. Inhaltlich gesehen umfasst Controlling nicht alle Tätigkeitsaspekte der Unternehmensführung, wohl aber alle finanzwirtschaftlichen." Damit nimmt das Buch wertvolle Stränge einer über Jahre gewachsenen, in Theorie und Praxis bewährten Controlling-Tradition auf. Die weiteren Ausführungen beziehen sich vor allem auf die beiden Kernaktivitäten des Controllings sowie auf die Aufgaben der Controller und auf die Systematik der Controlling-Instrumente.

Modul 2 Finanzielles Rechnungswesen: Hierbei geht es um die konzeptionellen Grundlagen des finanziellen Rechnungswesens. Zuerst wird aufgezeigt, wie sich die Finanzbuchhaltung aufbaut und welches seine Kerninstrumente, bestehend aus der Bilanz und Erfolgsrechnung, sind. In diesem Zusammenhang werden auch die Funktionsweise und Organisation der doppelten Buchhaltung sowie die Probleme des Geschäftsabschlusses und die entsprechenden rechtlichen Anforderungen referiert. Danach wird mit der Mittelflussrechnung (Cash Flow Statement) ein immer wichtiger werdendes Instrument der Rechnungslegung vorgestellt. Alle diese Bestandteile des finanziellen Rechnungswesens stellen die Basis für die Analyse von Kennzahlen dar, welche die sogenannten Top-down-Vorgaben für die Bereiche Liquidität, Stabilität und Rentabilität definieren, und die im Einzelnen erörtert werden.

Modul 3 Zukunftsgerichtete finanzielle Führung und Analyse – Investitionsrechnung und Bewertungsverfahren: Im Mittelpunkt steht die Planung bzw. Verwendung der finanziellen Ressourcen auf der Projektebene (Investitionsrechnung) und auf der Unternehmensebene (Unternehmensbewertung). Der Fokus richtet sich dabei auf die gängigen Verfahren (Amortisationsrechnung, Kapitalwertmethode, Methode des internen Ertragssatzes, Annuitätsrechnung und Nutzwertanalyse) zur Beurteilung einzelner Investitionsobjekte und vor allem zur Abbildung der finanziellen Wirkungen der Investitionen während ihrer gesamten Nutzungsdauer. Als zentrales Kalkül zur Unternehmensbewertung gilt, zusätzlich zu den Substanz- und Ertragswertberechnungen sowie zum Prinzip des Economic Value Added (EVA), vor allem die Discounted-Cashflow-Methode (DCF-Methode). Nach einem Überblick über die Grundlagen der Unternehmensbewertung wird – in Anlehnung an den von der Unternehmensberatung Stern Stewart & Co entwickelten EVA-Ansatz – die typische Ermittlung des Unternehmenswertes auf der Basis betrieblicher Erfolgsgrößen demonstriert. Abschließend wird für den Fall, dass neben der zukünftigen Ertragskraft auch die zukünftige Liquiditätssituation einer Unternehmung berücksichtigt werden sollen, die DCF-Methode, welche mit dem Free Cashflow operative Liquiditätseffekte abbildet, ausführlich vorgestellt.

Modul 4 Betriebliches Rechnungswesen: Hier stehen die Zusammenhänge innerhalb des betrieblichen Rechnungswesens im Fokus der Betrachtungen. Im Anschluss an die Abgrenzung der Grundbegriffe des betrieblichen Rechnungswesens wird der Einsatz der Planungs- und Abrechnungsinstrumente der klassischen Kosten- und Leistungsrechnung mit typischen Praxisanwendungen der Kostenarten-, -stellen- und -trägerrechnung aufgezeigt. Auch wird die Durchführung der Managementerfolgsrechnungen als mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung und abschließend die Break-even-Analyse systematisch behandelt.

Modul 5 Planung, Reporting und finanzielle Perspektive der Balanced Scorecard (BSC): Das abschließende Modul befasst sich mit den Arbeiten im Unternehmenscockpit. Darunter versteht man alle Orte eines Unternehmens, an welchen zielgerichtet auf den Unternehmenskurs Einfluss genommen wird, was vergleichbar ist mit einer Plattform, auf der die für die Unternehmensführung relevanten Daten präsentiert, interpretiert und in Steuerungsinputs transformiert werden. Dabei werden insbesondere die Beziehungen zwischen den Controllinginstrumenten und den Managementinformationssystemen, einschließlich Planung, Reporting und Balanced Scorecard, erörtert.

Den Autoren – beide sind als Professoren insbesondere für den Themenbereich Management und Controlling an der Universität St. Gallen bzw. an der Steinbeis Universität Berlin tätig – ist es gelungen, ein fundiertes und für Controlling-Laien dennoch gut verständliches Lehrbuch zu verfassen. Mit dieser vollständig überarbeiteten und durch neue Erkenntnisse auf dem Gebiet des Controllings ergänzten Ausgabe ist das 1996 erstmals erschienene Standardwerk wieder auf dem aktuellen Stand. Das Buch überzeugt nach wie vor durch seine vorbildliche didaktische Strukturierung. Zahlreiche Beispiele, Berechnungen und Abbildungen vermitteln praxisnah die wesentlichen Zusammenhänge eines auf die Finanzwirtschaft gerichteten führungsorientierten Controllings. Damit kann die Lektüre dieses "Crash-Kurses" den finanzwirtschaftlich weniger geschulten Führungskräften, aber auch Studierenden, welche an Controlling-Fragen interessiert sind, bestens empfohlen werden.


von Bernd W. Müller-Hedrich - 14. September 2021
Controlling für Manager
Johannes Rüegg-Stürm
Stefan Sander
Controlling für Manager

Was Nicht-Controller wissen müssen
NZZ Libro 2020
352 Seiten, gebunden
EAN 978-3038102083